Jörg traf ich das erste Mal am Sonntag vor Beginn des Symposiums. Er war kurzfristig für den erkrankten Niederländer Wouter Mijland eingesprungen und wollte sich die Findlinge anschauen. Nach dem Besuch des Platzes fuhren wir auf die Reisigwehrinsel und machten einen Rundgang entlang des Skulpturenpfades. Ein Spaziergang auf der Wehrinsel und im Rosengarten schloß sich an. Es war ein fröhlicher Kunst- und Rosenrundgang mit ihm und seiner Lebensgefährtin Ramona.
Als das Symposium begann, betrachtete er lange den Findling, den er sich ausgesucht hatte.
Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir etwas über seine Wahl: “Als ich mir den etwas feuchten Stein betrachtet habe, sah ich einen grünliches Schimmern.“ Er zeigt auf den Bereich und fuhr fort: „Das liegt an dem ganz winzigen Moos. Dann sind hier Bereiche, die Erz enthalten und hier ist eine Form, die an ein Herz erinnert. All das habe ich auf mich wirken lassen; dafür nehme ich mir viel Zeit. Ich muss wissen, war er mir sagt.“ „Du sprichst sozusagen mit dem Stein?“ „Genau, so kann man das ausdrücken.“
Einige Tage später war bereits zu erkennen, wie Jörg den Stein gestaltete. Er zeigte auf einige Stellen und sagte: „Mir kam sofort der Gedanke, das der Titel 'Evolution' sein wird. Hier sind Vulkane und Lavaströme. Die gebohrten Stellen arbeite ich noch aus. Und hier beginnt Leben, Fische sind zu sehen und Pflanzen. Diese Stelle ist wie ein Herz. Ich werde bestimmte Bereiche noch polieren, um sie hervorzuheben. Viel ist daran ansonsten nicht mehr zu tun.“
Ich betrachte mir den Stein und kann seine Gedanken nachvollziehen.
Gemeinsam mit Markus Herold entdeckten sie noch „Leben“ in einem Stein, der von ihnen nur ganz leicht bearbeitet wurde (siehe Foto 4 bei Markus Herold).
Jörg bearbeitete noch einen weiteren Stein, der auf einem Stahlstab aufgestellt ist. Diesen Stein hat er nur poliert, um bestimme Bereiche hervorzuheben (Foto 4).
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Jörg zwischen "Evolution" (rechts)und "Embryo" Dieses Werk trägt den Namen „Torso mit Maske“. Jörg schreibt dazu: "Es ist ein Stein, der mit seiner Maserung und Kratzern an einen durch das Leben gezeichneten Menschen erinnert, der eine Maske trägt zum Schutz seiner Seele (viele Menschen verbergen ihr Wahres ich hinter einer Maske aus verschiedenen Gründen). Die verschiedenen Polituren zeigen halt die verschiedenen Schattierungen des Lebens, erinnert auch an Kriegsbemalung über die Maske. (Mein Sohn ist Neuseeländer und ich musste auch irgendwie immer an Maoris denken)
Wenn man langsam um diesen Stein herum geht, kann man den Wechsel von der Rückenansicht des Torsos zu der Seitenansicht mit Schulter Brustkorb Hüfte und sogar Gesäßansatz bis hin zur Maske gut wahrnehmen."
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