Im Gespräch mit Roswitha Schaab (Deutschland)

Über Roswithas Ulmenstamm mit den vielen abzweigenden soliden Ästen wunderte ich mich. Nach einigen Tagen erzählte sie mir, wie es dazu kam. Viele Stämme waren bereits vergeben, also wurde ein Art Verlosung durchgeführt. Sie zog eben die Nummer dieses Stammes.
„Es war wie ein Spiel, aber ich konnte damit gut umgehen. Mit Ulme wollte ich schon immer arbeiten, nun hatte ich die Möglichkeit“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Ich fragte sie: „Wie hat sich das auf deine ursprüngliche Planung ausgewirkt?“ Roswitha: „Ich kann nicht gegen einen Stamm arbeiten, das ergibt keinen Sinn. Also habe ich den Stamm betrachtet und überlegt, was er mir sagen möchte.“
„Du hast also mit den Stamm 'gesprochen'?.
„Das kann man so nennen.“
Täglich beobachtete ich, wie sich ihr Stamm veränderte und Form annahm. Eines Morgens betrachtete ich mir den Fortschritt und sagte zu ihr: „Roswitha, es erinnert mich an eine dickblättrige Pflanze … der Name fällt mir nicht ein.“ „Eine Agave?“ „Genau, ich habe es nun mal nicht so mit Namen. Bei einer Agave entstehen aber an den Blattenden keine Blüten.“ „Es ist ja auch eine Phantasieblume“, erwidert sie.

Kurz vor Ende des Symposiums hatte Roswitha einen Namen für ihre Skulptur gefunden. Sie heißt „Neophyt“. Das ist der Begriff für eine invasive Pflanze. Ob sie gut oder schlecht für die heimische Flora ist, weiß man nicht. Die Robinie, deren Stämme hier ja ebenfalls bearbeitet wurden, ist auch nicht heimisch in unserer Region, Schaden hat sie aber nicht angerichtet.






Bei der Arbeit




Tag 6