Im Gespräch mit Franziska Uhl (Deutschland / Polen)

Franziska hatte die künstlerische Leitung des Kunstsymposiums übernommen und kam während der ersten zwei Tage kaum dazu, an ihrem Stamm zu arbeiten. Da war eine Kettensäge, die offenbar ein Nachbau einer MAKITA war und statt der üblichen 50 Kettenglieder 52 Glieder benötigte. Einmal nahm ich ihr einen Weg ab, da sie sich nicht teilen konnte, und fuhr mit Paolo Vivian und Margret Holz zum Händler und der Werkstatt, da Paolos Kettensäge Probleme bereitete und Margret eine Kette benötigte. Endlich konnte Franziska beginnen. „Ich kann nicht einfach so umschalten, ich benötige etwas Zeit, um mich wieder auf den Stamm einzustellen“, meinte sie.
Wie bereits beim 1. Symposium vor fünf Jahren, hatte sie keinen festen Entwurf und auch keinen Namen für ihre Skulptur. Das liegt an ihrer Arbeitsweise.
Vor 5 Jahren sagte sie mir: „Ich muß den Stamm sehen, ihn betrachen. Dann ergibt sich die daraus entstehenden Skulptur von allein. Ich kann nicht mit einem gerade gewachsenen Stamm arbeiten. Dieser hier ist für mich ideal. Deshalb mache ich keine Entwürfe vorab.“
Sie strich etwas versunken über die unregelmäßige Form ….
„Wenn ein Stamm entrindet wird, ist das so als würde man seinen Mantel ausziehen. Darunter verbirgt sich die wahre Form. Ich werde nie eine Skulptur schaffen, die sich nicht an die Form des Stammes anlehnt. Der Stamm gibt mir in gewisser Weise das Ergebnis vor. Wir sollten nicht vergessen, dass Menschen und Bäume schon immer eine fast spirituelle Beziehung haben. Ein stiller Spaziergang in einem Wald hat für mich eine Art innere, reinigende Wirkung. So empfinde ich das.“
Immer wieder schaute ich mir den Fortschritt ihrer Arbeit an und entdeckte Ähnlichkeiten mit der Skulptur „LILITH - die aus dem Weltenbaum vertrieben wurde“ von 2013.
Natürlich zeigte sich sehr bald, dass die Skulptur weibliche Formen annahm. Franziskas Namensfindung dauerte einige Tage, bis sie mir sagte: „Nun habe ich einen Namen, es ist ein weiblicher persischer Vorname. Die Skulptur wird den Namen „Aysan - schön wie der Mond“ tragen. Der Stamm hat einen schwarzen Anstrich, dann brachte sie noch eine transparente Lasur auf. Je nach Lichteinfall schimmert die Skulptur silbrig wie der Mond.



"Aysan"




Bei der Arbeit




Das Loch wird gebohrt. Das silbrige Glänzen ist gut zu erkennen